Ruhm des mährischen Ausstellungswesens
Ende des 19. Jahrhunderts war Brünn eine wichtige europäische Textilgroßmacht, und die Besitzer der örtlichen Firmen waren wohlhabend und einflussreich. Das, was sie mit ihren Geschäften erwirtschafteten, wollten sie als begeisterte Patrioten der Stadt zurückgeben. Ungeachtet ihrer Herkunft und Religion vereinigten sie sich in dem Mährischen Gewerbeverein, der viele gesellschaftliche und kulturelle Aktivitäten unterstützte, wie beispielsweise den Bau des Neurenaissancegebäudes für das Mährische Gewerbemuseum. Dieses hatte der Architekt und erste Direktor dieser Institution, Johann Georg von Schön (1838–1914), entworfen und sich dabei von Wiener Bauwerken des hochgeschätzten Gottfried Semper inspirieren lassen.
Das Museum, dessen Errichtung der Verein 1873 beschlossen hatte, sollte Modelle, Maschinen und bedeutsame Textil- und Kunstgewerbeprodukte sammeln. Eine hervorragende Gelegenheit zu ersten Akquisitionen bot die Weltausstellung 1873 in Wien, wo viele Brünner Unternehmer Artefakte erwarben, welche die Basis für den Sammlungsbestand der neu entstandenen Institution bildeten.
Zu den Förderern des Museumsbaus und den Mäzenen der Exponate gehörten vor allem die Textilfabrikanten Lazar Auspitz, Theodor Bauer, Leopold Haupt, die Brüder Samek, Gustav Adolf Schoeller, die Brüder Strakosch, Josef Teuber, Adolf Löw, die Brüder Popper, Karl Sternischtie und Leopold Příza sowie Victoria Wannieck, die Frau eines Maschinenbauunternehmers. Mit den größten Summen, die etwa zwei Drittel des Budgets ausmachten, wurden der Bau und später auch der Museumsbetrieb von Theodor Offermann finanziert.
Obwohl 1873 in der gesamten Monarchie eine ernste Finanzkrise ausbrach, war das Gebäude bereits 1883 fertiggestellt und für Besucher geöffnet. Seit dieser Zeit dient es der breiten Öffentlichkeit zur Belehrung und Unterhaltung, so wie es sich die Stifter aus dem Mährischen Gewerbeverein einst wünschten. Heute gehört das Kunstgewerbemuseum zu der Mährischen Galerie.
Mährisches Gewerbemuseum, eröffnet 1883 (Foto: Archiv der Mährischen Galerie in Brünn)
Johann Georg von Schön, Architekt und der erste Museumsleiter (Foto: AMB)
Die letzte Station liegt etwas weiter von der Innenstadt. Sie können entweder einen langen Spaziergang unternehmen oder mit ihrem eigenen Verkehrsmittel hinfahren. Sie können aber auch in einem der zahlreichen wundervollen Brünner Cafés in der Umgebung des Kunstgewerbemuseums darüber lesen und Fotos betrachten.