09 | Denkmal für die Brünner Opfer des Holocaust

Adresa: nám. 28. října 1900/20

Das jüdische Viertel der Stadt Brünn als eines der schönsten Viertel der Stadt.

Das Denkmal für die Brünner Opfer des Holocaust nach einem Projekt von Daniel Václavík, das im Herbst 2014 mitten auf dem Platz des 28. Oktobers (Náměstí 28. října) in Brünn enthüllt wurde, wurde in einem noblen Stadtviertel errichtet, wo sich ab dem 19. Jahrhundert vermögende jüdische Familien traditionell niederließen.

Památník obětem holocaustu. Foto © VRN

Denkmal für die Brünner Opfer des Holocaust. Foto © VRN

Während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Brünn, die Hauptstadt des Markgrafschaft Mähren, zu einem der wichtigsten Industriezentren der Monarchie. Einen maßgeblichen Beitrag zur Blüte der hiesigen Fabriken, die vorwiegend in der Textilbranche angesiedelt waren, leisteten jüdische Unternehmer, die zusammen mit namhaften Bankiers, Künstlern, Ärzten, Rechtsanwälten, Architekten, Wissenschaftlern, Bauunternehmern und später auch mit Filmproduzenten schon recht bald auch Einfluss auf das öffentliche Leben der Stadt nahmen. Aus Familiennamen wie Löw-Beer, Gomperz, Feldmann, Redlich, Porges, Tugendhat, Skutezky, Hecht, Stiassni, Neumark, Schönfeld, Strakosch, Popper oder Spitz wurden im Laufe der Zeit bewährte und gefragte Handelsmarken, dank deren Brünn als Handelsknoten von internationaler Bedeutung bekannt wurde. Die Vermächtnisse vieler von ihnen reichen bis in die Gegenwart.
Roh Cejlu a Ponávky, firemní dům Sigmunda Flusse, jednoho z podnikatelů židovského původu. Foto © Archiv města Brna

Die großzügigen Spenden von Kunstmäzenen wie etwa der Industriellen Heinrich Gomperz oder Arnold Skutezky ermöglichten die Gründung der Stadtgalerie und bilden bis heute den Kern der Sammlungen der „Moravská galerie“ (Mährische Galerie). Obgleich viele vermögende Brünner Juden während der Ersten Republik in neu erbaute Villen in den Vorstadtvierteln zogen, hielten die meisten Bewohner jenen Stadtteilen die Treue, in denen bereits ihre Vorfahren gelebt hatten – neben der Cejla handelte es sich um die Straßen Křenová, Ponávka, Bratislavská und Francouzská, in deren unmittelbarer Nachbarschaft ein repräsentatives Viertel lag, das ab 1882 nach einem einheitlichen Städtebauplan angelegt worden war. Die Achse der regelmäßig verteilten Blöcke prachtvoller Mietshäuser, die das Stadtzentrum mit dem Augarten (Lužánky), dem größten Park der Stadt verbanden, bildete die malerische Alleegasse (heute: Třída kapitána Jaroše), die von Lindenbäumen gesäumt war und zu Promenaden einlud.

Přibližná ilustrace umístění „čtvrtí“ obyvatel židovského původu v rámci dnešního Brna. Ilustrace © VRN

Ungefähre Illustration von der Platzierung der Stadtviertel von Einwohnern jüdischer Herkunft in heutigem Brünn. Illustration: VRN

Vom neuen Viertel, dem größten städtebaulichen Projekt der Stadt Brünn in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wurden vor allem wohlhabende jüdische Mieter und Eigentümer von Wohnungen angezogen, die hier bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs die Mehrheit bildeten. Neben bedeutenden Persönlichkeiten wie Gustav Bondy, dem Direktor des Stadttheaters und Autor der ersten Geschichte des Theaters in Brünn, wohnte hier zum Beispiel auch Emil Tugendhat, Gesellschafter mehrerer jüdischer Textilunternehmer, dessen Sohn Fritz in den 30er Jahren die berühmte funktionalistische Villa in Brünn-Schwarzfeld (Černá Pole) erbauen ließ.

Vila Tugendhat. Foto © Vít Švajcr (Dobré světlo.com)

 Vila Tugendhat. Foto © Vít Švajcr (Dobré světlo.com)