Eine der letzte Erinnerungen an die reiche Vergangenheit von Brünn – dem „mährischen Manchester“.
Die Tuch- und Wollfabrik an der Straße Vlhká wurde 1870 von Max Kohn gegründet und nach 1908 von Emil Tugendhat und später von seinen Söhnen Hans und Fritz (1895–1958) geleitet. Letzterer heiratete Grete Löw-Beer (1903–1970). Die beiden ließen sich auf dem oberen Teil eines Grundstücks von Gretes Eltern ein modernes funktionalistisches Haus nach einem Entwurf des berühmten Architekten Mies van der Rohe erbauen, das heute auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes steht.
In dieser Fabrik wurden früher Stoffe hergestellt, von deren Ertrag die jungen Tugendhats nicht nur ihren kostspieligen Haushalt, sondern auch zahlreiche gesellschaftliche, kulturelle und wohltätige Aktivitäten finanzierten. Die Eheleute waren engagierte tschechoslowakische Staatsbürger, die gegenüber Schwachen und Verfolgten nicht teilnahmslos blieben. So engagierten sie sich beispielsweise in der Liga für Menschenrechte, die nach Adolf Hitlers Machtübernahme politische Flüchtlinge aus Deutschland finanziell und praktisch unterstützte.
Obwohl diese jüdischen Fabrikanten den Holocaust überlebten – Fritz und seine Familie in der Emigration und Hans in einem Geheimversteck in Brünn –, wurde nach dem Krieg ihr gesamtes Vermögen beschlagnahmt. Das Haus ging an die Stadt über, und die Fabrik wurde zu einem Teil des Nationalunternehmens Mosilana. Die unvernünftige sozialistische Wirtschaft und die „wilde Privatisierung“ ruinierten schließlich die Produktion. Die heruntergekommene Fabrik ist eines der letzten Zeugnisse der einst bedeutsamen Epoche des „mährischen Manchesters“.
Haus Tugendhat. Foto © MMB
Fritz und Grete Tugendhat
Wenn Sie genug Zeit haben, können Sie durch die Straßen Vlhká, Příkop und Drobného weiter zu der sechsten Station am Haus der Familie Löw-Beer gehen. Wenn Sie jedoch wenig Zeit haben, empfehlen wir Ihnen, die nächste Geschichte nur zu lesen und sich durch die Straße Cejl direkt zu der siebenten Station zu begeben.